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Weber
&
"Olga Weimer und Marcel Weber kultivieren bewusst einen Stilmix, der zwischen verschiedenen Maltechniken und Grundproblemen der Malerei von der Zentralperspektive bis zur Abstraktion die Geschichte der Malerei zitiert.
Durch die Fragmentierung der Leinwand, der Bildträger wird aus Leinwandfragmenten zusammengenäht, die das Bild in geometrische Einzelsegmente zerteilt, entstehen an den Nähten Vertiefungen, die sichtbar bleiben. Der Betrachter pendelt zwischen einer ganzheitlichen Wahrnehmung und der Wahrnehmung einzelner Segmente des Gemäldes. So besteht die Totalität des Gesamtbildes immer wieder aus kleinen Bildern und gehorcht dem klassischen Topos der Malerei: Das Bild im Bild.
Die Künstler unterteilen die Gemälde in drei übereinanderliegende Ebenen:
Der mittlere Bildraum erscheint diffus und durchscheinend, Gebilde, die an Wolken und Nebel erinnern, suchen die „Form im Formlosen“ und ziehen in die hintere unbewegte, graue Fläche.
Vor diesem Hintergrund entstehen konstruktiv und organisch abstrakte Formen, die nach klassizistischen Vorbildern komponiert sind und zentralperspektivisch angeordnet den diffusen Bildraum durchdringen. Die Komposition wird von dekorativen Ornamenten überlagert, die zusätzlich eigene Strukturen über das Motiv legen.

Werner Marx, 2013
"Zur Begründung der Jury:
Das Künstlerduo Weimer/Weber hat mit dem 2012 geschaffenen Gemälde „Line of Beauty“ in hyper-realistischer Manier eine symbolhaft- metaphorische Dimension des Themas „Utopia“ erschlossen.
Die Titelgebung schließt an einen Glanzpunkt im Zeitalter der Aufklärung an, Mitte des 18. Jahrhunderts, also in der Nachwirkung des 1516 in Latein publizierten philosophischen Dialogs „Utopia“ von Thomas Morus: 1753 veröffentlichte der Maler, Zeichner und Grafiker William Hogarth in London die kunsttheoretische Schrift „The Analysis of Beauty“.
Dahinter stehen sechs Prinzipien, die Hogarth ausführlich beschreibt:
Angemessenheit, Abwechslung, Regelmäßigkeit, Einfachheit, Verborgenheit und Größe.
Fasziniert von formschönen Windungen auf der Fläche und im Raum machte Hogarth die Schlangenlinien als „Line of Beauty and Grace“ zum Maß aller Dinge, da sie für Konstanz durch ein ausbalanciertes Kräfteverhältnis stehen.

Das Künstlerduo Weimer/Weber knüpft an diese elementaren Erkenntnisse an. Und schafft eine formal und vor allem im kraftvollen Kolorit erweiterte Struktur, die Dynamik und Bewegung im harmonischen Zustand ermöglicht.
„The Line of Beauty“ hat dabei keinen Anfang und keinen Endpunkt, folgt quasi dem Prinzip der Kinetik. Oder, wie im Kontext mit William Hogarth geurteilt wird:
„Die Schönheit im Augenblick der Ruhe erkennen und dann selbst fortschreiben.“ (Kai Nürnberger) — So gesehen, wird „Utopia“ vom Künstlerduo Weimer/Weber interpretiert als „Existenz der harmonischen Kontinuität, die aber keinen Stillstand bedeutet“.

Übrigens:
A) Olga Weimer (Jg. 1974) stammt aus Redkino/Russland und lernte den Mannheimer Marcel Weber (Jg. 1966) wohl beim gemeinsamen Studium an der Freien Kunstakademie Mannheim kennen.
B) Wer bei Prof. Dr. Hans-Jürgen Imiela Vorlesungen und Seminare besuchte, weiss nur zu gut, welch enorm hohen Stellenwert Imiela insbesondere William Hogarth eingeräumt hat.
Die Preisverleihung an unser Mannheimer Künstlerduo hätte ihn mehr als erfreut!"


Andreas Weber, 9. August 2012
Den höheren Kräften
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Olga Weimer und Marcel Weber gehen sowohl in ihrer Zusammenarbeit als auch in ihrer Malerei neue Wege. In einem Stilmix der verschiedenen Maltechniken erforschen sie die elementaren Grundlagen des Malens von der Zentralperspektive bis zur Abstraktion auf ihre unverkennbare Art und zeigen dem Betrachter einen Querschnitt durch die Geschichte der Malerei.
  Laudatio zum 25. Mainzer Kunstpreis (Auszug)
 Zur Ausstellung "Dialogue on a Birch Tree"
Wir befinden uns am Beginn einer Zeitwende, einer Zeitwende in eine Zukunft, die nicht wirtschaftsorientiert und technologisch geprägt sein wird, sondern mehr und mehr von einem neuen Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur, spirituellen Energien, intuitiven Entscheidungen, weiblicher Ästhetik, virtuellen Bildwelten, erzählerischen Vorstellungen und anderen Ebenen der Seinserfahrung, die das Konkrete oder Absolute relativieren und das Ephemere, Grenzgängerische, Offene, Kombinatorische und Komplexe präferierend einbeziehen. Stephen Hawking hat mit seiner dialogischen Verknüpfung von kognitiver Brillanz und intuitivem Glauben einen Meilenstein für eine derartige Zukunft formuliert.
Wir gehen demnach einer Zeit entgegen, die nicht einmal im Ansatz berechenbar ist, die sich einer klaren Benennbarkeit und Sprachlichkeit entzieht und die der Menschheit neue kreative Möglichkeitsfelder bietet, mit denen wir uns in Richtung auf eine neue kulturorientierte (humanistische) Gesellschaft zubewegen können.
Historische Bildwelten werden durch neue ersetzt, indem die früheren auf verschiedenen Ebenen transformiert und in neue Sprachsysteme integriert werden. Die rasenden Bilder (Virilio) werden stufenweise wieder durch langsame, intensiv nachhaltige und aus dem Urindividuell- Schöpferischen gespeiste Bilder ersetzt. Virtuelle Bildwelten gehen in starken, mächtigen Bildern auf. Ganz allmählich wird das Zeitalter der Informationssysteme in ein Zeitalter der Wiederentdeckung des Schöpferischen, Kreativen, Subjektiven und Intuitiven übergehen. Wir nähern uns einer Zeit der subjektiven Wirklichkeiten, die das kollektive Gedächtnis mit neuen Bausteinen bereichern werden.
Marcel Weber & Olga Weimer markieren mit ihren im Dialog gemalten Bildern den Anfang dieser neuen Welt, sind gleichsam bildnerisches Synonym für eine neue Wirklichkeitserfahrung. Ihre Werke sind spontane, kombinatorische Reflexe der unmittelbaren Gegenwart, einer Gegenwart des Erzählerischen, Vielschichtigen, Tiefgründigen und Tiefempfundenen, einer Gegenwart aus subjektiven Wirklichkeiten, die sich zu malerischen Kompositionen vereinen. Ihre Bilder sind Botschafter von Zeitgeschichte und Geschichten, Erzählungen von dem was war, ist und sein wird.
Ästhetische Fragmente aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verdichten sich auf der Basis von dialogisch formulierten subjektiven Erkenntnissen des Seins zu Mikrokosmen einer kollektiven Welt, die wir teilweise entschlüsseln können, teilweise im Netz der rätselhaft verschlüsselten Codes, Symbole und Bildbotschaften verborgen bleibt.
Marcel Weber und Olga Weimer sind als Künstler ein Phänomen: Sie sind starke Individuen in einer starken Gemeinschaft, Künstlerfreunde, Maler mit einem bipolaren individuellen Engagement. Gleichzeitig begeben sie sich auch mit leidenschaftlicher Hingabe in eine Gemeinschaft, die eine Kooperation auf pars pro toto und totum pro partem auslebt.
Wir erfreuen uns an Bildwelten, die Alltagsgeschichten, Politik, Mord, Filmgeschichten, Selbstironie und künstlerische Positionierung, Terroristen und Knut, der Eisbär, kombinatorische Fremdwirklichkeiten in Verbindung mit eigenen Wirklichkeiten zeigen. Bildwelten als Raum von Geschichten und Geschichte, von Erinnerungen und spontanen Ideen, Gefühlen und Wünschen, Behauptungen und Statements.

Rolf Lauter, 2012
We are at the beginning of a new era, a turning point in which the future will not be influenced by any business- organization or technological sciences, but more and more from a new understanding of the relationships between man and nature, spiritual energies and intuitive decisions, female aesthetic, virtual worlds, narrative ideas and other levels of experience of being relatively concrete or absolutely being ephemeral also to include crossover tables, open, and complex combinatorial of perseverance. Stephen Hawking has expressed his dialogic link between cognitive brilliance and intuitive belief is such a milestone for the future.
Therefore, we look forward to a time that is not even predictable, on one clear nameable and linguistic cut in which humanity offers new creative possible fields that we can move towards a new culture- oriented (humanist) society.
Historic imagery are replace with new one by the former to be transformed at different levels and integrated into new language systems. The frenzied images (Virilio) are gradually back by slow, intense and sustained from the most Individual-Creative fed images replaced. Virtual worlds will merge into the thick of information systems in an age of rediscovery of creativity, creative, subjective and intuitive. We are approaching a time of subjective realities that the collective memory areas are partners with new modules.
Marcel Weber & Olga Weimer mark with their paintings in the dialogue the beginning of this new world, are, as a synonym for a new pictorial reality experience. Their works are spontaneous, combinatorial reflexes the immediate present, a present of the narrative, complex, profound and heartfelt, a present from subjective realities that unite themselves to picturesque compositions. Their pictures are ambassadors of contemporary history and stories, tales of what was, is and will be.
Aesthetic fragments of past, present and future are condensed on the basis of the dialogue, subjective knowledge of being formulated to microcosms of a collective world that we can decipher in part, in the web of mystery encrypted codes, symbols also hidden picture messages.
Marcel Weber and Olga Weimer are as artists a phenomenon: they are strong individuals in a strong community, artist friends, painters with bipolar disorder. At the same time they share with a passionate commitment to a community that lives out of a cooperation of pars pro toto and totum pro parte.
We enjoy imagery show the stories of everyday life, politics, murder, film history, irony and artistic position, terrorists, and Knut the polar bear, combinatorial stranger realities related to their own realities. Imagery as a space of stories and history, and memories of spontaneous ideas, feelings and wishes, claims and statements.

Rolf Lauter
 Zur Ausstellung "Fürchtet euch nicht"
Die Bilder von Weimer und Weber sind surrealistische Collagen. Die heterogenen Formen und Motive bieten im Detail noch einen vertrauten Anblick, lassen sich als Zitate auf dem visuellen Alltag, der Kunst, Architektur und Design, den Geschichtsarchiven und der Anthropologie entziffern, ihr bildimmanenter Sinnzusammenhang hingegen ist geborsten und gibt Rätsel auf. Die Kurztitel wie „Fiat Lux“, „Mobilgas“, „Unken“, „Fluch der Karibik“, Potemkinsche Dörfer“ oder „Bambi und Klopfer“ sind wie Fallen und Assoziationstests konstruiert.
Ihr Erfolg, die befreiende Wirkung, wenn nicht die Unschuld ihrer Malerei beruht wohl nicht zuletzt auf dem Gefühl, frei von ideologischer Neuverschuldung leben zu können. Ihm verdanken sie den unprätentiösen spielerischen Umgang mit den Kunstformen der westlichen Moderne, ohne östliche Traditionen verleugnen zu müssen. Man denke etwa an den bücherverkaufenden Papst Benedikt unter dem Panzerkreuzer Potemkin.
Weimer und Weber sind gegenständliche Maler, aber ihr Menschenbild wird an keinen Wert und Zweckzusammenhang gekettet. Alles bleibt offen und unentschieden. Der Übertritt vom Realitäts- in den Möglichkeitssinn erlaubt ihnen so divergent Figuren wie den Papst, Jörg Immendorf, den Mönch am Meer, die Queen, einen Soldaten aus dem Erschießungskommando Maximilians, Joseph Beuys und Rolf Lauter mit Bambi zu vereinen.
Weimer und Weber imaginieren den Stillstand der Posthistoire, in dem die Weltschöpfung unterbrochen ist, vielleicht eine Ruhepause eingelegt hat und alle Dinge nach Wölfflins Beschreibung des Melancholiestiches von Dürer in einer dissoluten, sich auflösenden Ordnung gegeben sind. Die alten Glauben- und Wissensnormen sind zerschlagen und eine neue Ordnung lässt auf sich warten. Die Künstler haben nur das Gefühl, dass etwas Neues im Gange ist, was sie noch nicht kennen. Daher die Neutralität und Enthaltung bei inhaltlichen Fragen. Sie positionieren sich nicht, betreiben kein Krisenmanagement und machen keine Versprechungen an die Zukunft. Sie suchen in ihren Bildern die Entlastung vom Ballast außerästhetischer Erwartungen. Der epochale Dualismus von Technik und Natur, instrumentellem und spirituellem Denken ist in allen gewollten Montagen gegenwärtig, aber aus ihrer Zwietracht und virtuos gemachten Groteskkoppelungen entsteht keine sozialintegrative neue Kraft. An ihre Stelle tritt melancholische Stimmung und ein seltsames Fremdheitsgefühl, das die gewohnte Umwelt starr, leer und in ihrem Ablauf verlangsamt erscheinen lässt. Man denke hier an den komisch grotesken Stammtisch mit Lüpertz, Immendorf, Beuys und Bier trinkenden Kröten. Die typischen Stilmerkmal zusammengefasst: Selbst- und Fremdzitate, eine kontrastreiche Farbgebung, eine der Traumlogik gehorchende Behandlung von Zeit und Raum, die Undeutbarkeit vieler Details. Dass die Künstler sich am Möglichen, Ungewissen, Rätselhaften, Unaussprechlichen festhalten, ist ihre Art der Verweigerung hier und jetzt ein versöhntes, vernünftiges, rational aufgeschlüsseltes Bild zu malen.

Werner Marx, 2008
 Zur Ausstellung "Happy Trio"

In hundert Jahren wird man kaum unsere zeitgenössische Kunst heranziehen, wenn man Auskunft sucht über unser Leben und Treiben.
Primäre Bildquellen sind die Fotografie, der Film, die Dokumente des Fernsehens. Das Werk von Olga Weimer und Marcel Weber bildet da eine seltene Ausnahme. Denn ihre Bilder sind einzigartige, freilich extravagante Beiträge zu einer Gesellschafts- und Sittengeschichte der Region, ja der Bundesrepublik. Sie kommentieren auf bizarre Weise gesellschaftliche Rollenspiele, Emanzipations-versuche und infantile Regressionen, Single- Kultur und zwanghaftes Gruppenverhalten, den Geschlechterkampf, Frauen- Power, sexuelle Befreiungen und sexuelle Verkrampfungen, ideologische Verrenkungen und kollektive Neurosen. Weimer/ Weber sind Sensualisten und Theatraliker. Ihr Idiom ist die Körpersprache. Die psychische Mechanik und das konfuse Triebleben stellen sie in einem Theater des Fleisches dar.
Vor allem aber sind Olga Weimer und Marcel Weber brillante Maler. Sie kümmerten sich nie um den ästhetischen Zeitgeist und den Kunstbetrieb, sondern suchten den Wettbewerb nur unter ihresgleichen, mithin unter den Virtuosen und Manieristen der Kunstgeschichte. Sie sind Maler mit Aussagewillen und aufklärerischem Anspruch, der sich mit souveränem Spott hinwegsetzt über die Gebote und Verbote einer Moderne, welche die Stoffe, die Themen und Inhalte der Kunst, einer fiktiven Autonomie zuliebe, tilgen wollte.
Ihre künstlerische Sozialisation vollzog sich in einem vitalen, akademisch unverstellten Dialog, also Auge in Auge mit Idolen eigener Wahl. Ihre Akademie war eigentlich das Museum, aber ein Museum ohne Gesetze, ohne Kult und Altäre. Es ist ein Garten der Lüste, in dem sich die beiden bis heute ergehen. Hier wird ihr Sensualismus erweckt und immer neu angeregt und befriedigt.

Nächste Verwandte, die immer wieder zitiert werden, sind die Deutschrömer, die zarten Berserker Feuerbach und Böcklin. Diese Maler nahmen ihnen die letzten Hemmungen, ermutigten beide zur malerischen Fleischeswonne und zur Übertreibung.

Übermütig verspotten sie die Mythen der Moderne, voran den Fortschritts- und Zukunftsglauben. Scharfsinnig diagnostizieren sie, dass utopisches Bedürfnis Flucht vor unerledigten Aufgaben der Vergangenheit sei.
Zukunft gebe es im Grunde gar nicht, umso mächtiger aber sei die Vergangenheit. Daher sind für Olga Weimer und Marcel Weber die Meister der Vergangenheit ein natürliches Gegenüber: Sie sind ständig anwesend und also Gegenwart.

Mit Vorliebe handhaben sie ihre Bilder als Spiegelkabinett ihres Maler- Egos. In zahllosen Ausdrucksvarianten, Maskeraden und Vexierbildern überraschen, ergötzen, narren, nerven und schockieren sie ihr Publikum. Gleichzeitig aber drängt es die Künstler auch zur Gruppe und zur Analyse der konformistischen Mechanismen der Gesellschaft. Zunächst begreifen sie die anderen und die Figurengruppen, die sie erproben, als Vervielfachung und Verstärkung des eigenen Ich.
Doch zerren sie, kaum weniger ungestüm, an Hierarchien und Werteordnungen. Fasziniert beobachten und verarbeiten die jungen Maler die gesellschaftlichen Umbrüche, das Erproben neuer kollektiver Lebensformen, die Solidarisierungen, das Ritual der Proteste und Demonstrationen und nicht zuletzt den Kampf der Geschlechter, die sexuelle Freizügigkeit und Anarchie.
Sind Olga Weimer und Marcel Weber realistische Maler? Die einzige Realistik ihres Werkes besteht in der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, im Ausleben radikaler Subjektivität, einer sprunghaften Wahrnehmung und turbulenten Fantasie. Auf kecke Weise nehmen sie für ihre Subjektivität Objektivität in Anspruch. Hartnäckig leugnen sie, dass ihre Sicht der Dinge skurril, verzerrt, satirisch oder auch nur ironisch sei. Sie meinen durchaus ernst, was sie zeigen und ausdrücken und es sei für sie ein Problem, dass man ihnen das nicht glauben wolle. Ihre Bildbühnen und ihre Humoresken erklären sie zur Szenerie des wirklichen Lebens, ja des Menschheitsdramas. So universalisieren sie ihr Menschenbild, ebnen auch die Geschichte ein und requirieren sie als Spielfeld für ihr zeitgenössisches Regietheater. Seit Babylons Zeiten sind die Natur und das Drama des Menschen gleich geblieben, das heißt: Durchdringung von Geschichte und Zeitgenossenschaft.

Werner Marx, 2006
Zur Ausstellung "Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren"

Das Künstlerduo Olga Weimer und Marcel Weber hat sich einem künstlerischen Stil verschrieben, der in die Nähe des Surrealismus gerückt werden kann. Eine Besonderheit besteht jedoch darin, dass es sich um die Abbildung weitestgehend irrealer Dinge, Gegenstände und Körper handelt. Nur kleine Bildanteile bilden Reales ab.

Erschütterten die Surrealisten die Seh-, Erfahrungs- und Denkgewohnheiten, indem sie Bekanntes verfremdeten, so zeigen Weimer & Weber Unbekanntes in der Malweise der klassischen Moderne. Beim Betrachten der Bilder stellen sich Assoziationen ein, wie man das von ungegenständlicher, auch abstrakter Malerei kennt. Jedoch gibt es einen gravierenden Unterschied: Die Bildmotive sind in der Gesamtbetrachtung figurativ und realistisch gemalte Körper, für die es meistens keine reale Entsprechung gibt. Hatte der Surrealismus noch eindeutig auf die sofortige Wiedererkennbarkeit der Motive in unrealistischer Komposition gesetzt, geht das Künstlerduo einen anderen Weg.

Die dargestellten Motive sind oftmals biomorphe Strukturen. Sie scheinen durch die Assoziation des Betrachters belebt zu werden und fordern zum Nachdenken und zum Erinnern heraus. Dies erreichen die beiden Künstler, indem sie im weitesten Sinne auf kunsthistorische Topoi Bezug nehmen. Dies kann das Floß der Medusa sein, die Welle von Hokusai, die Delfter Kachel oder auch das islamische Ornament. Oftmals drängen sich Strukturen aus der belebten Natur auf, die sich bei farbigen Korallen oder Weichtieren finden, jedoch bleiben die Darstellungen merkwürdig abstrakt. Formationen, wie sie unter dem Mikroskop betrachtet werden können, werden mit populären Motiven quasi kombiniert oder verschränkt und altmeisterlich in der Zentralperspektive gezeigt. Dabei scheinen die Objekte im Raum zu schweben und damit nicht von dieser Welt zu sein.

Dr. Carsten D. Siebert & Jutta Ziegler, 2017
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